Alaska, der Name allein sorgt bei mir schon irgendwie für Gänsehaut!
Eigentlich stand ja dieser Teil der USA nie so wirklich auf meiner Löffelliste und landete auch ziemlich kurzfristig und mal wieder recht spontan mit auf unserer Reiseroute.
Wir hatten von der öffentlichen Fährverbindung, dem sogenannten Alaska Marine Highway irgendwann mal gelesen, was sich recht spannend anhörte und je intensiver wir uns erkundigten, desto interessanter wurde ein Ausflug in den größten Bundesstaat Amerikas für uns.
Unsere Route durch Alaska
Reisezeit: 14. – 30. Juni
Da wir nun unseren Roadtrip durch den Westen der USA in Seattle beendeten, überlegten wir uns eine 15-tägige Route für Alaska.
Diese sollte nicht nur eine mehrtägige Fahrt mit der Fähre über den Alaska Marine Highway, sondern auch einen Teil der ebenfalls recht bekannten Denali Star Zugstrecke beinhalten.
Unser Endziel legten wir mit Skagway fest, da wir von dort über die Grenze nach Kanada in die Yukon Region reisen wollten. Wenn man schon mal so weit oben auf der Landkarte ist, dann soll es sich ja auch lohnen.
Taghell in Fairbanks
Der Flug von Seattle nach Fairbanks war für sich selbst schon spektakulär! Nicht nur, weil wir unterwegs teilweise die Gebirge der Alaskakette überflogen, sondern weil wir sie auch bestens sehen konnten!
Im Juni ist es quasi 24/7 taghell und als wir in Fairbanks um kurz vor 1 Uhr nachts ankamen, begrüßte uns die Sonne mit mehr als sommerlichen Temperaturen.
Hatten wir so bisher nicht erlebt und brachte unseren Biorhythmus an den ersten Tagen auch ein wenig durcheinander!
Fairbanks selbst ist ein kleines Städtchen in dem es sich gut und gerne ein paar Tage aushalten lässt. Im Sommer geht dort alles recht entspannt zu und die Bewohner nutzen das lange Tageslicht für ausgiebige Gartenarbeit und generelle Vorbereitungen für den Winter.
Denn der Winter ist lang und kalt in dieser Gegend! Wunderten wir uns noch über knapp 30 Grad, so bewegen sich die Temperaturen im Winter – von Oktober bis April – um die -20 Grad.
Die kälteste je gemessene Temperatur in Fairbanks lag bei -54,4 Grad Celsius!
Sehr interessant war das Info-Zentrum zum Yukon Quest, dem 1.000 Meilen langen Schlittenhunde Rennen, welches von Fairbanks nach Whitehorse geht.
Wir konnten uns dort auch mit einer Musher(in) unterhalten und einem ihrer Hunde eine extra Streicheleinheit verpassen. Ein interessantes, aber auch hartes Leben!
Ein Event, bei dem ich unbedingt mal selbst mit dabei sein möchte (als Zuschauer wohlgemerkt)!
Mit dem Zug zum Denali Nationalpark
Wenn es eine landschaftlich reizvolle Zugverbindung gibt, dann darf diese auf unserer Reiseroute nicht fehlen! Die Fahrt mit dem Denali Star gehört jedenfalls dazu, auch wenn wir nur die relativ kurze Strecke bis Denali nutzten.
Wer mag, kann die gesamte Strecke von Fairbanks bis Anchorage durchfahren. Eine absolut malerische Strecke, für die man dann allerdings auch tief in den Geldbeutel greifen muss!
Je näher wir Denali kamen, desto interessanter und bergiger wurde die Landschaft und zwischendurch konnten wir sogar vereinzelt Tiere und unser erstes Moose (Elch) entdecken.
Beim Denali Star gibt es wie gewohnt zwei Klassen. Die Gold Star und die Adventure Class. Letztere ist deutlich günstiger, obwohl wir mal abgesehen von fehlenden Dinner Car keinen wirklichen Unterschied sehen konnten.
Wir hatten bequeme Sitze, vergleichbar mit den alten Regio Zügen der Deutschen Bahn, und riesig große Fenster. Dazu noch ein Snack Car, in dem man ebenfalls wunderbar mit einem Kaffee sitzen und die Landschaft an sich vorbeiziehen lassen konnte.
Die Adventure Class ist für diese Fahrt also absolut ausreichend!
Der Denali Nationalpark
Der Denali Nationalpark gehört zu den absoluten Höhepunkten unserer Tour durch Alaska! Schon als wir in dem kleinen Städtchen nahe dem Nationalpark ankamen, wussten wir, hier wird es uns gefallen.
Aufgrund der idealen Lage sind Unterkünfte allerdings nicht gerade günstig. Wer nicht mit Zelt unterwegs ist, dem können wir die günstigen Holzhütten von Salmon Bake empfehlen!
Überraschend komfortabel ausgestattet und sogar beheizt. Wobei wir diese nicht wirklich benötigten, denn auch im Denali Nationalpark hatten wir größtenteils satte 30 Grad!
Was den Denali Nationalpark zu solch einem Highlight für uns macht?
Es gibt nicht viele Naturparks, bei denen die Balance zwischen Massentourismus, den es dort natürlich auch gibt, und dem Schutz der Natur im Einklang zu sein scheint.
Private Autos sind innerhalb des Parks verboten. Entweder Du gehst zu Fuß oder nutzt einen der zahlreichen Shuttlebusse vom Park.
Fancy Restaurants oder Hotels sind innerhalb des Parks nicht zu finden. Um genau zu sein, es gibt keinerlei Verpflegung innerhalb des Parks!
Dies also unbedingt beachten, denn die Strecken, welche man mit dem Bus zurücklegt, ziehen sich über mehrere Stunden entlang der einzigen und knapp 150 Kilometer langen Park-Straße. Erst recht, wenn es auf eigene Faust ins Hinterland geht!
Sonst ergeht es Dir noch wie „Alexander Supertramp“ (Into the Wild gesehen?).
… und die Straße ist keineswegs geteert oder vom Terrain her einfach zu fahren!
Wenn Du also mit Höhenangst zu kämpfen hast, solltest Du den Ranger vielleicht vorher fragen, welche Seite des Busses angenehmer ist, denn es geht teilweise sehr kurvig hoch und runter inklusive Gegenverkehr.
Ein weiterer Punkt, der mir hervorragend gefiel, war die Tatsache, dass viele Bereiche des Parks auch für Wanderer gesperrt waren, um die Wildtiere zu schützen.
All das trägt also dazu bei, dass sich dieser Nationalpark seit der Gründung kaum veränderte und es Wildtiere noch und nöcher zu beobachten gibt!
Ein Fernglas mitzubringen lohnt sich also allemal. Wenn Du wie wir kein eigenes dabeihaben solltest, in dem Fotoladen gegenüber der Denali Princess Lodge gibt es diese für eine günstige Tagespauschale auszuleihen!
Ein weiterer Vorteil der Shuttle Busse ist, das Erspähen von Tieren in der Gruppe ist um einiges einfacher als zu zweit und immer wenn jemand etwas entdeckte, stoppen die Busfahrer den Bus auch gerne.
Da die Fahrer alles ausgebildete Park Ranger sind, erzählen sie eigentlich auch liebend gerne etwas über die Gegend und Tiere, auch wenn dies nicht unbedingt deren Aufgabe oder Bestandteil des Tickets ist.
Die teureren Tour-Shuttles – bei denen so ein Infoprogramm inklusive ist, kannst Du Dir also getrost sparen!
Tiere entdecken ist bei dieser Landschaft eh so eine Sache für sich.
Oder erkennst Du auf den ersten Blick das Hinterteil von einem Elch, welcher im Busch in der Mitte des Fotos steht?
.. oder dieses Rentier hier, was wir plötzlich bei einem kleinen Picknick gegenüber von uns in einem Flussbett stehen sahen!
An den 2 Tagen, die wir von frühmorgens bis abends im Park unterwegs waren, bekamen wir jedenfalls alles zu sehen, was auf unserem Wunschzettel stand und noch mehr!
Wie diesen Kojoten, welche wir alle aufgeregt anfangs für einen Wolf hielten, vom Park Ranger dann aber eines Besseren belehrt wurden.
Absolutes Highlight war aber natürlich die Sichtung eines Grizzly Bären bzw. einer ganzen Familie! Es war einfach köstlich den Nachwuchs dabei zu beobachten, wie sie versuchten Mutti über die einzelnen kleinen Flussabschnitte zu folgen und es etwas hektischer wurde, als einer zurückblieb!
So richtig blieb uns aber die Spucke weg, als wir dieses Prachtexemplar von Braunbär plötzlich mitten auf der Straße vor uns stehen hatten!
Absolut genial und es ist eine echte Schande für die USA, wo die Jagd dieser majestätischen Tiere weiterhin in großer Anzahl erlaubt!
Wir waren jedenfalls sehr froh jetzt im Bus zu sitzen, denn noch kurz zuvor unternahmen wir eine kleine Wanderung nicht weit weg von genau dieser Stelle!
Aber so ist das mit den Bären. Einerseits wollen wir sie sehen, suchen auch aktuell in Kanada ständig nach ihnen, andererseits sind wir aber auch sehr froh, wenn wir bei einer Wanderung dann doch keinen entdecken.
Und wie sagte ein Park Ranger so schön: „Tage an denen Du keine Wildtiere vom Nahen siehst, sind perfekte Tage. Zumindest für die Tiere.“
Schon gewusst? Die meisten Wildtier-Angriffe auf Wanderer in Alaska, die mit einer Verletzung enden, kommen nicht durch Bären zustande, sondern entstehen bei einer unerwarteten Begegnung mit einem Elch (Moose).
Neben Bären gibt es ein weiteres Highlight, was so gut wie jeder Besucher des Denali Nationalparks versucht zu erblicken. Den Mount Denali oder wie er aktuell genannt wird, Mount McKinley.
Er ist mit knapp 6.200 Metern der höchste Berg Nordamerikas und ein echter Hingucker!
Einen super Blick auf den Berg gibt es beim Eielson Visitor Center, welches mit den Shuttle Bussen in etwas mehr als 4 Stunden zu erreichen ist.
Laut Park Ranger hatten wir wohl recht Glück, denn einen so wolkenfreien Anblick vom Denali gibt es anscheinend recht selten.
Die mit schneebedeckten Gipfeln so alles überragend in der Landschaft zu sehen war jedenfalls ziemlich beeindruckend und das, obwohl wir noch zig Kilometer vom Berg selbst entfernt waren!
Unser 10. Hochzeitstag
Unsere Erlebnisse und Eindrücke im Denali Nationalparks hätten also kaum besser sein können und waren quasi das perfekte Geschenk für unser Jubiläum!
Nicht nur beim Reisen vergeht die Zeit wie im Flug …
Wer neben dem üblichen Pub FastFood in Denali mal etwas raffinierter essen & trinken gehen möchte, ideal um z.B. einen Hochzeitstag ausklingen zu lassen, dem können wir das Restaurant The Overlook empfehlen!
Super Location, auf einem Hügel gelegen, mit nettem Blick aufs Tal, und einer ordentlichen und trotzdem bezahlbaren Küche & Bar.
Tipps zum Denali Nationalpark
Zum Schluss noch ein, zwei Tipps für eine Tour durch diesen Nationalpark.
1) Die Tickets für die Shuttle Busse sollten im Voraus online gekauft werden, ansonsten landest Du auf der Stand-by Liste und kannst nur losfahren, wenn auch ausreichend Plätze frei sind.
Wir starteten immer mit den ersten Bussen des Tages und sie waren stets komplett voll!
Tickets kannst Du bei http://www.reservedenali.com/ kaufen.
2) Die Busse fahren alle vom Wilderness Access Center ab und je früher Du vor Ort bist, desto besser.
Wir standen immer eine halbe Stunde vor reservierter Abfahrt bereits draußen in der Schlange, so das wir stets unseren Wunschplatz im Bus hatten. Also die ersten beiden Sitze mit freiem Blick auf die Landschaft und Straße.
Wennschon, dennschon!
So gut wie alle anderen Touristen schauen sich vorher noch den Infofilm im WAC an, was Du aber genauso gut zum Ende der Tour oder einfach online machen kannst.
3) Aussteigen kannst Du auf der ganzen Strecke, wann immer Du magst, also nicht nur an den festen Stationen! Sobald Du den Shuttle Bus aber verlässt, verlierst Du logischerweise den Sitz.
Wir stiegen daher erst bei der Rückfahrt unterwegs aus, denn dann war dies kein Problem, da gegen Nachmittag zusätzliche Busse in den Park geschickt werden, um alle Touristen ohne lange Wartezeiten auch wieder herauszubekommen.
Busse kannst Du unterwegs entlang der Straße einfach anhalten.
Selbst wenn Du also keine größeren Wanderungen machst, empfehle ich zumindest mal nen Stündchen in Sichtweite der Straße selbst durch diese einzigartige Landschaft zu laufen!
Wenn Du allerdings auf längere Wanderung gehst und den letzten Shuttle Bus verpasst, wird dich keiner suchen kommen und dir steht eine interessante Nacht bevor!
4) Solltest Du bei der Rückfahrt einen Bus mit einer größeren Gruppe Asiaten oder Kinder im Bus erwischen, steig direkt wieder aus und nimm den nächsten!
Die Park Ranger geben, sobald ein Wildtier, besonders ein Bär, gesehen wird, direkt Bescheid, dass man unbedingt ruhig sein und die Hände / Kameras im Bus behalten soll, da die Tiere sich sonst schnell wieder ins Gebüsch verabschieden.
Sie schalten sogar den Motor des Busses ab, wenn ein Tier auf der Straße steht!
Wenn Du aber schon mal eine begeisterte Gruppe Asiaten bei Dir auf Tour dabeihattest, weißt Du, dies sind zwei Dinge die hundertprozentig nicht klappen werden.
5) Sei wettertechnisch auf alles vorbereitet!
Soweit ja nichts Neues und ein Satz, den man bei jeder Wanderung hört. Wir haben aber selten ein so wechselhaftes Wetter erlebt wie in Alaska. Von 30 Grad pure Sonne bis runter auf weniger als 10 Grad innerhalb weniger Stunden, kein Problem.
6) Genieße die Ruhe und einen wundervollen Blick auf diesen einzigartigen Nationalpark, welcher bisher nicht mit Luxus Lodges an jeder Ecke „verschönert“ wurde.
Wale, Otter und beeindruckende Eisberge
Im nächsten Teil meines Alaska Reiseberichts wird es etwas frischer und es geht Richtung Kenai Halbinsel, zu unzähligen (schmelzenden) Gletschern und jeder Menge Walsichtungen.
Fragen, Tipps, Kommentare? Gerne!