Mein Camino-Abenteuer geht in die zweite Runde!
Im ersten Teil hatte ich einen etwas schweren Start, litt unter Blasen an den Füßen und musste auf halber Strecke meine alten Trekkingschuhe wechseln. Doch dank der Unterstützung unterschiedlichster Menschen, die ich unterwegs kennenlernen durfte, konnte ich die ersten 300 km vom Camino Francés zu Fuß bewältigen.
Der zweite Teil des Camino führt nach Kastilien und León.
Kastilien und León ist nicht so bekannt wie einige andere berühmte spanische Reiseziele, aber für diejenigen, die nach Santiago pilgern, ist diese Region unumgänglich.
Schmale Straßen auf schattenlosem, trockenem Land, unerbittlicher Sonnenschein, kleine Dörfer mit hübschen Steinhäusern, die plötzlich in der endlosen Weite des Landes auftauchen. Dies ist wahrscheinlich das Bild, das den meisten Menschen in den Sinn kommt, wenn sie sich eine Pilgerreise nach Santiago vorstellen.
Der Camino Francés ist etwa 800 km lang, mehr als die Hälfte davon verläuft durch die Provinz Castilla y León. Und die Landschaft von diesem Teil des Caminos ist genau so.
In den ersten zwei Wochen hatte ich drei Ruhetage in Pamplona, Logroño und Burgos. Meine Mitpilger, die ich am Anfang getroffen hatte, waren natürlich mittlerweile weitergezogen. Zwar ist es sehr einfach, auf dem Camino neue Freunde zu finden, aber ich nahm dies als gute Gelegenheit für einen kleinen Wechsel und zog es von nun an vor, alleine zu wandern.
Im dunklen Wald vor dem Sonnenaufgang nur mit dem Licht der Stirnlampe unterwegs zu sein oder ein Essen mit Wein, in einem anständigen Restaurant zu genießen, obwohl man alleine ist. Ich glaube nicht, dass ich das ohne den Camino erlebt hätte.
Mein Camino begann ohne spirituellen Hintergrund, aber früher oder später scheint es unvermeidlich, dass man sich mit sich selbst auseinandersetzen wird.
Tag 17 Burgos-Hornillos del Camino
Entfernung 20,5km – Höhenunterschied 108m Aufstieg, 141m Abstieg
Ich kaufte mir in einer Apotheke in Burgos eine Knöchelbandage, die mir das Gehen wesentlich erleichterte, obwohl ich noch immer leichte Schmerzen hatte. Auch ein Schmerzgel mit Ibuprofen legte ich mir zu. Tapas und Apotheken, beide knabberten ganz schön an meinem Budget.
Ich verließ Burgos als es noch dunkel war und es dauerte eine Ewigkeit, bis ich aus der Stadt war. Ich hatte noch nicht gefrühstückt, aber hinter Burgos gab es nichts als Wald und ich musste noch 10 km bis zur nächsten Stadt, Tradajos, laufen.
Das ist sicherlich die längste Strecke, die ich gelaufen bin, bevor ich meinen Morgenkaffee in der Hand hatte.
Nach der Durchquerung dieser Stadt beginnt allmählich das trockene Hochland, das als Meseta bekannt ist. Für Pilger ist die Meseta ein sehr abschreckender Abschnitt. Auf dem Camino trifft man oft Pilger, die schon viele Male nach Santiago gepilgert sind und sie alle erzählen, wie anstrengend es doch ist, durch die Meseta zu laufen.
Das Wetter war aber bewölkt und recht kalt und ich kam an meinem Tagesziel Hornillos del Camino an, ohne die berühmte und gefürchtete Hitze der Meseta zu erleben. Schlechtes Wetter kann also durchaus auch Vorteile haben.
Hornillos Meeting Point
Bett 9EUR inkl. Frühstück, Abendessen 9EUR
Sehr saubere und moderne Unterkunft. Sie sind berühmt für ihre riesige Paella zum Abendessen, die ausgezeichnet war.
Tag 18 Hornillos del Camino-Castrojeriz
Entfernung 21,5km – Höhenunterschied 145m Aufstieg, 170m Abstieg
Es hat den ganzen Morgen geregnet. Irgendwie glaube ich, dass ich heute wieder laufen kann, ohne die schlimme Seite von Meseta zu sehen.
Die Meseta selbst ist eine durchweg flache Strecke, die sehr leicht zu gehen ist, wenn es nicht gerade sehr heiß ist. Die Landschaft ist großartig und gibt einem das Gefühl, mitten in Spanien alleine zu wandern. Da es jedoch nicht viele Städte dazwischen gibt, sind die Möglichkeiten zur Rast auch recht begrenzt.
Castrojeriz hat eine sehr interessante Topografie. Die Stadt erstreckt sich an den Hängen eines kleinen Hügels, auf dem das Castillo de Castrojeriz steht. Von der Hauptstraße des Ortes aus hat man einen guten Ausblick auf die Umgebung.
Meine Unterkunft für den Tag wird von einem koreanischen und spanischen Ehepaar betrieben. Die Herberge ist berühmt für ihr koreanisches Abendessen, was für mich perfekt war, da ich langsam mal wieder etwas anderes als spanisches Essen essen wollte.
Es gibt eine ganze Reihe von Ausländern, die auf dem Camino eine Herberge betreiben. Ausnahmslos alle von ihnen sind schon einmal oder sogar mehrmals den Camino gelaufen. Der Camino scheint irgendwie ein gewisses Suchtpotenzial zu haben.
Albergue Orion
Bett inkl. Abendessen 21EUR
Moderne Unterkunft mit gutem Essen (wenn man koreanisches mag), Etwas abseits vom Zentrum von Castrojeriz
Tag 19 Castrojeriz-Población de Campos
Entfernung 27,5 km – Höhenunterschied 215m Aufstieg, 226m Abstieg
Ich hatte geschrieben, dass die Meseta selbst sehr flach und leicht zu begehen ist, aber ich muss mich korrigieren. Es scheint, dass es auf der Meseta doch so manche Steigungen gibt. Das Wetter war heute wieder bewölkt, was zum Fotografieren ungünstig war, aber die Wanderung leicht und angenehm gestaltete.
Von Boadilla del Camino führt der Camino entlang des Canal de Castilla. Der Canal de Castilla wurde Ende des 18. und im 19. Jahrhundert als künstlicher Kanal gebaut und gilt als technisches Meisterwerk seiner Zeit.
Der Camino entlang des Kanals ist ein schöner Spazierweg und eine angenehme Abwechslung zur sonst so trockenen Meseta.
Als ich in Fromista ankam, sagte mir ein spanischer Mitpilger, dass es etwa 3 km von der Stadt entfernt die beste Herberge auf dem Camino gäbe. Vermutlich lag es an dem bewölkten Wetter, aber Fromista schien keine besonders attraktive Stadt zu sein, also beschloss ich seiner Empfehlung zu folgen und direkt zu dieser Herberge zu laufen.
Und es war die richtige Entscheidung! Es ist eine alte Finca, die umgebaut wurde und das Design ist einfach wunderbar durchdacht. Das Essen im angeschlossenen Restaurant war ebenfalls ausgezeichnet.
Albergue La Finca
Bett inkl. Abendessen 20EUR
Großzügig durch Vorhänge und Wände getrennte Betten, ein großer, entspannender Garten, ein gutes Restaurant, alles zu einem normalen Preis. Was will man mehr?
Tag 20 Población de Campos-Carrion de los Condes
Entfernung 15,8 km – Höhenunterschied 27m Aufstieg, 72m Abstieg
Ich wollte um 7.30 Uhr aufbrechen, da fiel mir ein, dass ich gestern Abend meine Trinkflasche in dem Restaurant nebenan vergessen hatte.
Da ich dank spanischer Gelassenheit bis zur Ankunft des Reinigungspersonals um 10 Uhr warten musste, beschloss ich es heute ruhig angehen zu lassen. Ich wollte ohnehin nur bis nach Carrion de los Condes laufen, einer Stadt in etwa 15 km Entfernung.
Außerdem ist es ein weiterer Tag mit schlechtem Wetter. Es hat immer wieder geregnet. Es ist Mitte Oktober und der Herbst schleicht sich langsam aber sicher in Spanien ein.
Regenbekleidung ist vielleicht das Wichtigste für eine Camino-Wanderung im Oktober. Der billige Poncho, den ich bei Decathlon gekauft hatte, hielt zwar den Regen ab, er war aber sehr lästig, da sich die Knöpfe bei jedem Windstoß öffneten.
Sollte ich den Camino zu dieser Jahreszeit noch einmal gehen, würde ich eine Regenhose und einen ordentlichen Poncho mit Ärmeln einpacken.
Albergue Espíritu Santo
Bett in gemischten Schlafsälen 6EUR
Es befindet sich in einem Kloster. Die Zimmer sind wie in einem Krankenhaus, aber mit einer großen Küche, Waschküche, warmen Duschen und allem, was man braucht.
Tag 21 Carrion de los Condes-Terradillos de los Templarios
Entfernung 26,4 km – Höhenunterschied 110m Aufstieg, 59m Abstieg
Zur Abwechslung regnet es wieder.
Die heutige Strecke führt wieder durch eine typische Meseta, in der es auf den ersten 18 km keine Orte gibt, an denen man eine Pause einlegen und sich ein paar Snacks holen könnte.
Ich habe also gut gefrühstückt, bevor ich mich auf den Weg gemacht habe.
Immerhin gibt es hier während der Hochsaison im Sommer einen kleinen Imbisswagen, der aber bereits geschlossen war, als ich Mitte Oktober hierherkam.
Diese alte Römerstraße, genannt Via Aquitania, ist bei den Pilgern so gefürchtet, dass sie schon seit einigen Tagen Gesprächsthema ist.
Es ist sicher nicht einfach, diesen endlosen schattenlosen Weg an einem sonnigen Tag zu gehen. Denn schon bei Regen und Wind, war es nicht unbedingt angenehm hier entlangzulaufen!
Die Ortschaften zwischen den Mesetas liegen meist in den Tälern versteckt und sind erst ganz am Ende zu sehen. Das macht es irgendwie noch anstrengender, für die Psyche, ohne ein sichtbares Ziel vor Augen zu haben endlos zu laufen.
Das bekannte Café am Eingang von Calzadilla de la Cueza war, wie erwartet, voller Pilger. Dieses Café wird wohl keine Probleme haben Geld zu verdienen, solange es eine Pilgerfahrt nach Santiago gibt.
Leider hörte der Regen auch nach der Pause nicht auf und ich kam mit klatschnassen Schuhen an meinem Ziel, den Terradillos de los Templarios an. Ich wollte mich einfach nur entspannen und beschloss daher in einem Privatzimmer zu übernachten.
Die Privatzimmer in der Herberge auf dem Camino sind günstiger als die üblichen Hotels in den Touristengebieten.
Überhaupt ist eine Pilgerreise oft viel billiger als ein normaler Urlaub. Dies liegt zum einen daran, dass keine Transportkosten anfallen, zum anderen aber auch, dass die auf dem Camino angebotenen Dienstleistungen auf dem Geist der christlichen Gastfreundschaft beruhen.
Doch es gibt auch Menschen, die diesen Geist missbrauchen. Leider sind Diebstähle in den Unterkünften keine Seltenheit. Es gibt immer wieder ein paar zwielichtige Leute, vorwiegend in den großen preiswerten öffentlichen Herbergen, die sich unter die normalen Pilger mischen, um so ein paar Euro zu verdienen.
Hostel Los Templarios
Einzelzimmer mit eigenem Bad 28EUR
Ein Gasthaus direkt am Ortseingang, modern, sauber, verfügt über ein Restaurant
Tag 22 Terradillos de los Templarios-Calzadilla de los Hermanillos
Entfernung 25,8 km – Höhenunterschied 140m Aufstieg, 135m Abstieg
Ich wachte mit einem Schmerz im Schienbein auf. Es begann mit Blasen an den Fußsohlen, dann folgten Knöchel schmerzen und jetzt das.
Die heutige Etappe führt mich nach Sahagún, einer Stadt auf halber Strecke des Camino Frances. Das bedeutet, dass ich mittlerweile etwa 400 km zurückgelegt habe. Es ist also irgendwie auch kein Wunder, dass es mir jeden Tag irgendwo anders weh tut.
Dank der Heizung in meinem Zimmer konnte ich meine nassen Schuhe trocknen. Heute regnet es sogar zum ersten Mal seit langer Zeit nicht. Die Strecke ist allerdings sehr eintönig, bis man an Sahagun vorbeikommt.
In Calzada del Coto teilt sich der Camino in zwei Wege. Die meisten Leute entscheiden sich für die reguläre Route nach Bercianos del Real, aber ich wollte ein bisschen Abwechslung haben und entschied mich bewusst für die alternative Strecke.
Auf der alternativen Strecke waren überhaupt keine anderen Wanderer unterwegs, sodass ich mich oft fragte, ob ich überhaupt auf dem richtigen Weg war.
Obwohl der Jakobsweg grundsätzlich sehr sicher ist, kann es etwas unheimlich sein allein als Frau auf einer so einsamen Straße zu gehen.
Calzadilla de los Hermanillos ist ein kleines Dorf in der Mitte von Nirgendwo. Dennoch gibt es alle Einrichtungen für Pilger. Mehrere Gasthäuser, Restaurants und sogar einen kleinen Laden.
In der Herberge lernte ich einen französischen Vater und seine Tochter kennen. Sie ist erst 16 Jahre alt und läuft bereits zum zehnten Mal den Camino. Repsekt, der Jakobsweg macht anscheinend wirklich süchtig.
Albergue Municipal
Unterkunft auf Spendenbasis (Ich habe 5 Euro dagelassen.)
ein wenig unordentlich, aber sauber.
Tag 23 Calzadilla de los Hermanillos-Mansilla de las Mulas
Entfernung 24,5 km – Höhenunterschied 3m Aufstieg, 95m Abstieg
Die ersten 18 km der heutigen Strecke führen wieder mitten durch das Nirgendwo, bis man die Ortschaft Reliegos erreicht.
Der Weg ist fast ausschließlich gerade und flach, doch die Landschaft wird langsam wieder interessanter.
Das heutige Ziel, Manzilla de las Mulas, wirkte jedenfalls etwas trostlos. Seitdem ich Burgos verlassen habe, habe ich kaum eine attraktive Stadt erlebt, was zum Teil sicher auch am Wetter lag. Ende Oktober scheint der Camino schnell einsam und grau zu werden.
Albergue de Gaia
Bett 8EUR
Sehr sauber, Waschen und Trocknen für 5 Euro, guter Kaffee zum Frühstück, der Besitzer merkt sich die Namen aller Gäste (sehr beeindruckend).
Tag 24 Mansilla de las Mulas-León
Entfernung 18,5 km – Höhenunterschied 119m Aufstieg, 82m Abstieg
Heute geht es nach León.
León, die Hauptstadt der Provinz, ist die größte Stadt der Region, sodass der Camino unweigerlich an stark befahrenen Straßen entlangführt.
Die anfangs idyllische Landschaft wird im Laufe der Strecke immer urbaner. Die Strecke ist nicht sehr angenehm, aber Leon selbst ist sehr sehenswert und gehört zu den Städten auf dem Camino, die ich gerne noch einmal separat besuchen möchte.
Albergue de peregrinos Las Carbajalas en León
Bett 6EUR
Sehr alt und schlecht ausgestattet. Es gibt nicht einmal eine Leiter, um an das obere Stockbett zu gelangen. Ich blieb lediglich hier, um mich mit einigen Pilgerfreunden zu treffen. Ansonsten ist die Herberge überhaupt nicht zu empfehlen.
Tag 25 León-Villar de Mazarife
Entfernung 21 km – Höhenunterschied 142m Aufstieg, 89m Abstieg
Ich verlasse Leon im Dunkeln, mithilfe von Google Maps. Es ist nicht leicht, eine große Stadt wie Leon zu Fuß zu verlassen. Das Symbol der Jakobsmuschel, der Orientierungspunkt für Pilger, ist in großen Städten immer schwer zu finden.
Ab La Virgen del Camino, etwa anderthalb Stunden von León entfernt, ist die heutige Strecke ebenfalls in eine Hauptroute und eine Alternativroute unterteilt. Die Alternativroute ist eine ruhigere Route, die über den Vilar de Mezarife führt und in Puente Órbigo auf die Hauptroute trifft.
Einige meiner Mitpilger, die heute mit mir unterwegs waren, wählten den Hauptweg. Ich hatte allerdings keine Lust die Nationalstraße entlangzulaufen, also wählte ich ohne zu zögern die alternative Route. Die Strecke war landschaftlich sehr reizvoll und das Wetter war gut, sodass die Wanderung echt entspannend war.
Eine Japanerin, die mit mir die Alternativroute wählte, wollte heute noch nach Puente de Órbigo laufen. Doch 35 km zu laufen, war mir für heute zu viel und ich beschloss bereits in Villar de Mazarife zu stoppen. Ende Oktober gab es hinter Villar de Mazarife bis Puente de Órbigo keine offenen Unterkünfte mehr. Dies unbedingt bei der Planung mit einbeziehen, wenn ihr die alternative Route wählt.
Albergue El Refugio de Jesús
Bett 7EUR Abendessen 10EUR
Im Erdgeschoss befindet sich eine Bar, genießen viele Einheimische abends ihre Tapas und ein Glas Wein. Nachts ist es jedoch ruhig.
Tag 26 Villar de Mazarife-Astorga
Entfernung 31,8 km – Höhenunterschied 166m Aufstieg, 175m Abstieg
Heute werde ich nach Astorga laufen, das mehr als 30 km entfernt ist. Viele Pilger, vorrangig Männer, legen durchschnittlich mehr als 30 km pro Tag zurück. Ich denke aber, die beste Entfernung für mich sind etwa 20 bis 25km.
Bei dieser Entfernung kann ich selbst mit einem gemütlichen Fußmarsch und etwas Pause gegen Mittag mein Ziel erreichen, in der Herberge einchecken, duschen, meine Wäsche waschen und dann ein gemütliches spätes spanisches Mittagessen genießen. Ursprünglich hatte ich meine Route anders geplant, aber Astorga war eine Stadt, in der ich unbedingt übernachten wollte.
Der Tag war lang, aber entlang der Strecke gab es so viele Sehenswürdigkeiten, dass keine Langeweile aufkam. Besonders beeindruckend war Hospital de Órbigo, ein wunderschönes mittelalterliches Städtchen, das wie eine Szene aus Game of Thrones wirkte. Die Puente de Paso Honroso, eine historische Steinbrücke mit 19 Bögen aus dem Mittelalter, stellte zweifellos einen der Höhepunkte des Jakobswegs dar.
Astorga ist eine alte ummauerte Stadt, die auf einem Hügel 870 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Berühmt sind die Kathedrale aus dem 15. Jahrhundert und der neogotische Bischofspalast, der von Gaudi entworfen wurde.
Nach 30 km Fußmarsch war ich zwar entsprechend geschafft und müde, machte aber dennoch einen Spaziergang durch die Altstadt. Zum Glück ist Astorga auch für seine Schokolade berühmt, daher mangelt es nicht an Cafés, wo man eine süße Leckerei genießen kann.
Albergue Só Por Hoje
Bett + Abendessen/Frühstück 30EUR
Diese Herberge wird von einer Brasilianerin geführt. Auf den ersten Blick sehr sauber, aber ich wurde hier zum ersten (und einzigen) Mal auf dem Camino von einer Bettwanze gebissen.
Tag 27 Astorga-Rabanal del Camino
Entfernung 19,9 km – Höhenunterschied 289m Aufstieg, 12m Abstieg
Ich wurde letzte Nacht von einer Bettwanze gebissen und musste mein Bett wechseln. Die Besitzerin der Herberge beteuerte mir, dass es sich um Mücken und nicht um Bettwanzen handelte, doch ich wusste es besser. Es schien aber keinen Sinn zu haben, mit ihr zu diskutieren, also schmierte ich etwas Tigerbalm auf die Bisse und machte mich auf den Weg.
Bettwanzen sind ein großes Thema auf dem Camino. Viele Herbergen verwenden Einweglaken oder Plastikmatratzenbezüge als Gegenmaßnahme. Doch viele Pilger benutzen ihre eigenen Schlafsäcke, tragen die Tierchen also immer weiter, sodass die Schäden offenbar zunehmen.
Generell habe ich darauf geachtet, mein Bett mit Insektenspray zu besprühen, bevor ich meine Sachen darauf gelegt habe. In Astorga aber war es kalt und ich machte den Fehler, eine Decke aus der Herberge zu benutzen. Wenn man von einer Bettwanze gebissen wurde, ist es wichtig, alles im Rucksack zu waschen, was gewaschen werden kann und es heiß im Trockner zu trocknen. Meiner Erfahrung nach beißen Bettwanzen nur dort zu, wo die Haut frei liegt, also sollte man einen langärmeligen (nicht zu weiten) Schlafanzug tragen. Manche Menschen sind anfälliger für Bettwanzenbisse als andere. Olli zum Beispiel ist noch nie gebissen worden, obwohl er im selben Bett wie ich schläft und wir dieses Problem in Hostels auf unserer Weltreise schon öfters hatten.
Nach Astorga wird der Camino ein wenig bergiger. Nach Astorga wird der Weg etwas hügeliger. Es war der erste klare, sonnige Tag seit Langem, und die Pilger, denen ich begegnete, strahlten vor Freude. Es war also ein wirklich angenehmer Tag auf dem Camino.
Rabanal del Camino ist ein Dorf in den Bergen mit gemütlicher Atmosphäre und alten Steinhäusern. Den besten Flan, den ich je in Spanien essen durfte, habe ich im Restaurant El Refugio Hosteria in diesem Dorf gegessen!
Albergue Nuestra Señora del Pilar
Bett 5EUR
Sehr große Herberge. Die gemischten Schlafsäle haben Etagenbetten, die in einer ziemlich engen Reihe angeordnet sind.
Tag 28 Rabanal del Camino-Molinaseca
Entfernung 25,3 km – Höhenunterschied 410m Aufstieg, 968m Abstieg
Heute beginnt die Winterzeit. Ich schlief eine Stunde länger als sonst und machte mich langsam auf den Weg. Ich habe während der Zeit auf dem Camino viele Sonnenaufgänge gesehen, aber der Sonnenaufgang an diesem Morgen war außergewöhnlich schön.
Die heutige Strecke führt an dem berühmten eisernen Kreuz, dem Cruz de Ferro, vorbei. Cruz de Ferro liegt am höchsten Punkt des Camino Frances und ist ein bedeutungsvoller Ort für Pilger. Wie in dem Film „Dein Weg“ mit Martin Sheen zu sehen war, bringen die Pilger Steine von zu Hause mit und legen sie an dieses Kreuz.
Die Bedeutung der Steine ist von Pilger zu Pilger unterschiedlich: Sünde, Vergangenheit, Erinnerung, Last, Schmerz…
Nach der Cruz de Ferro folgt ein ausgedehnter Abstieg nach Molinaseca, dem Ziel meiner Tagesetappe. Molinaseca ist ein beschauliches Städtchen mit weniger als 1.000 Einwohnern, das malerisch am Ufer des Río Meruelo liegt. An heißen Tagen erfreuen sich nicht nur Pilger, sondern auch andere Besucher an einem erfrischenden Bad im Fluss.
Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass es Ende Oktober ist, oder daran, dass es von hier bis Santiago so viele Städte gibt, in den man übernachten kann, aber immer mehr Unterkünfte haben freie Betten.
Heute hatte ich also ein Zimmer mit acht Betten ganz für mich allein. Obwohl ich wunderbar geschlafen habe, muss ich zugeben, dass es anfangs auch ein wenig unheimlich war, diese Ruhe und Stille ganz für mich zu haben.
Albergue Compostela
Bett 11EUR
Schöne moderne Unterkunft. Du hast die Wahl zwischen Etagenbetten und normalen Betten.
Tag 29 Molinaseca-Cacabelos
Entfernung 23,9 km – Höhenunterschied 103m Aufstieg, 204m Abstieg
Ich habe mich heute wirklich ordentlich verlaufen.
Ich bin gut unterwegs gewesen bis zur ersten Stadt, Ponferrada, wo ich mich zum ersten Mal auf dem Camino verlaufen habe.
Die Stadt ist relativ groß und ich bin auf der Suche nach einem offenen Café etwas vom Weg abgekommen. Also bin ich mit Hilfe von Google Maps in die nächste Stadt, Columbrianos, gelaufen.
In Columbrianos gab es dann Straßenarbeiten und wieder konnte ich das Muschelschild nirgendwo finden und lief daher in die falsche Richtung, bis mir ein Anwohner half, den richtigen Weg nach Camponaraya zu finden.
In Camponaraya verpasste ich dann die Autobahnüberquerung und lief aus Versehen geradeaus weiter und kam schließlich aus einer völlig anderen Richtung als der Rest der Pilger in Cacabelos an.
Dafür aber konnte ich das alte Kloster Monasterio Santa María de Carracedo besichtigen, an dem ich normalerweise nicht vorbeigekommen wäre.
Das war definitiv ein Highlight, und der ungeplante Abstecher ist fast schon zu empfehlen. Außerdem erinnere ich mich gerne daran, wie mir ein Bauer köstliche Paprika schenkte. Offenbar hatte er Mitleid mit mir, weil ich mich so verirrt hatte.
Hostal La Gallega
Einzelzimmer mit Bad 30EUR
Sehr schön und sauber, hat eine kleine Bar im Erdgeschoss.
Ich bin zunächst in einem 6-Bett-Zimmer untergebracht, wechselte aber in ein Privatzimmer, da alle später hinzugekommenen Mitbewohner Männer waren.
Tag 30 Cacabelos-Trabadelos
Entfernung 20 km – Höhenunterschied 592m Aufstieg, 507m Abstieg
Der Camino war bisher erstaunlich flach, abgesehen von der ersten Pyrenäenüberquerung, doch in den letzten Tagen wurde es immer bergiger. Es erinnert mich daran, dass Galicien immer näher rückt.
Der Weg nach Villafranca del Bierzo war hügelig und landschaftlich wunderbar. Die Weinberge zeigen sich in voller herbstlicher Pracht. Während ich auf dem Camino unterwegs war, hat der Herbst anscheinend Einzug gehalten.
Villafranca del Bierzo ist wirklich ein bezauberndes altes Städtchen! Beim nächsten Mal würde ich gerne dort übernachten.
Nach Villafranca del Bierzo teilt sich der Camino in zwei Teile: eine flache Route entlang der Autobahn und eine Bergroute namens Camino Duro.
In Hape Kerkelings Buch wird dieser Teil des Camino als höllisch anstrengend beschrieben, egal welchen Weg man wählt, aber der flache Weg neben der Autobahn wurde vor einigen Jahren für Pilger ausgebaut und kann jetzt gefahrlos begangen werden.
Als begeisterter Wanderer habe ich natürlich den Camino Duro gewählt. Ich hatte gehört, dass die Wanderung anstrengend sein würde, aber tatsächlich entpuppte sie sich als eine großartige Strecke. Abgesehen vom anfänglichen Anstieg ist der Weg größtenteils flach, jedoch war die Aussicht von oben einfach fantastisch!
Da ich recht früh in Trabadelos ankam, überlegte ich heute, ob ich noch eine Stadt weiterlaufen sollte.
Trabadelos selbst ist ein ausgedehntes, schmales Dorf, eingebettet zwischen der Autobahn und den umliegenden Bergen. Es ist vielleicht nicht besonders hübsch, aber ich hatte von den guten Ruf der Albergue Casa Susi gehört und entschied mich daher, dort zu übernachten.
Und es war eine gute Entscheidung!
Die Herberge wird ebenfalls von einer Australierin, einer weiteren Camino-Süchtigen, geführt und ihre hausgemachten Abendessen (vegetarisch) sind ausgezeichnet, da sie lokale und saisonale Produkte verwendet. Ihr Partner, ein Spanier, war ein ehemaliger Gast hier, der sich in sie verliebte und nach seiner Pilgerreise zu ihr zurückgekehrt ist. Was für eine romantische Geschichte!
Albergue Casa Susi
Bett + Abendessen + Frühstück 20EUR
Die Herberge ist sehr stilvoll und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, die Betten sind normale Einzelbetten und die Gemeinschaftsräume sind beheizt. Im Garten fließt ein Fluss, in dem du im Sommer deine Füße baden kannst.
Fazit zum 2. Teil
Ich hatte Angst vor der Hitze auf dem Camino von Kastilien und León, aber im Nachhinein war ich etwas überrascht, denn es gab viele regnerische und bewölkte Tage.
Es war Herbst und in einigen Hütten war die Heizung bereits eingeschaltet. Insgesamt scheint die Zahl der Pilger seit den ersten Tagen abgenommen zu haben und der Camino ist ein wenig einsam geworden.
In Kastilien und León habe ich viele Menschen getroffen, die ihr Leben dem Camino widmeten. Der Camino ist ein Ort, an dem man sich von der Außenwelt abgeschnitten fühlt und nicht über schlechte Nachrichten oder andere Sorgen nachdenken muss, während man unterwegs ist. Die meisten Menschen sind freundlich, und es herrscht eine einzigartige Atmosphäre.
Vielleicht ist der Camino wie ein Sommerlager für Erwachsene. Eine Hälfte von mir möchte nicht, dass die „Sommerferien“ zu Ende gehen, aber die andere Hälfte sehnt sich danach, endlich in Santiago anzukommen.
Im nächsten Artikel werde ich in Galicien, der letzten Provinz, ankommen! Fortsetzung folgt…
Fragen, Tipps, Kommentare? Gerne!