Du bist auf der Suche nach Entschleunigung und planst eine gemütliche Tour durch die Schweiz? Dann solltest du Biel im Kanton Bern und das Drei-Seen-Land unbedingt auf deine Reiseroute setzen.
Biel, bzw. Bienne, gehört vielleicht nicht unbedingt zu den typischen Orten für einen Kurzurlaub in der Schweiz und wir selbst sind auch schon oft unwissentlich daran vorbeigefahren, wie bei unserem Roadtrip nach Annecy, aber ein Stopp im französischsprachigen Jura & Drei-Seen-Land lohnt sich!
Nicht nur, dass eine hübsche mittelalterliche Altstadt mit Kopfsteinpflaster darauf wartet, erkundet zu werden, sondern auch der Bielersee und die St. Petersinsel laden an sonnigen Tagen zum Entspannen ein.
Sehr zu empfehlen: Eine Rundfahrt mit dem Schiff und den Blick auf die vielen Segelboote und Weinberge genießen!
Auch in der näheren Umgebung gibt es viel zu entdecken. Unter anderem die ebenfalls sehenswerte Altstadt von Neuenburg bzw. Neuchâtel mit der prächtigen Stiftskirche, die zudem einen herrlichen Panoramablick auf den größeren Neuenburgersee bietet.
Um den verführerischen kleinen Cafés und Restaurants der Altstadt zu entfliehen, gibt es in der näheren Umgebung mehrere empfehlenswerte Ausflugsziele für eine einfache Wanderung.
Insbesondere eine Wanderung durch die Areuse-Schlucht oder durch dichten Wald vom Felsgrat Les Sommêtres runter an den Fluss Doubs um eine erfrischende Runde im kühlen Nass zu drehen!
Auch die kulinarischen Erlebnisse kommen nicht zu kurz! In Biel konnten wir zum Beispiel an der neuen Genusstour teilnehmen und waren vom Konzept und Angebot positiv überrascht.
Tour durch die Bieler Altstadt
Die Bieler Altstadt ist klein, aber fein. Wer wie wir mit der Bahn anreist, hat es nicht weit und nach einem knappen Kilometer startet der Spaziergang durch die verwinkelten Gassen. Vorbei an unzähligen kleinen Restaurants und Cafés und so manchen Spezialitäten wie der Biennoiserie mit den wohl besten hausgemachten Macorons, die ich je gegessen habe.
Die Altstadt versprüht einen ganz besonderen mittelalterlichen Charme und an warmen Sommertagen kann man auf den Plätzen wie am Venner-Brunnen wunderbar draußen sitzen, etwas Erfrischendes trinken und die Stimmung genießen.
Die Preise in Biel sind für Schweizer Verhältnisse übrigens recht moderat und gesprochen wird hier mal deutsch, mal französisch oder beides auch gerne mal gemischt. Sehr sympathisch!
Weitere Sehenswürdigkeiten in Biel sind die Innenstadt, bekannt auch für ihre Architektur, insbesondere für den Bauhausstil, welcher nur schwer zu übersehen ist und natürlich die traditionelle Uhrenindustrie. Immerhin sind hier Rolex, Omega, Swatch etc. zu Hause.
In der Cité du Temps – Stadt der Zeit – im Zentrum sind zwei große Museen speziell zu diesem Thema und der Geschichte gewidmet.
Super zentral und perfekt zwischen Altstadt und Bahnhof gelegen, ist das Art Déco Hotel Elite zu finden. Nicht gerade günstig, dafür schmeckt das Frühstück auf der sonnigen Panorama – Dachterrasse umso besser! Am besten ein Zimmer zum Hof reservieren. Wir hatten eines zur Straße, was zwar interessant, aber nicht unbedingt ruhig war (Wochenendbetrieb in den Bars gegenüber)
Der „Mönchskopf“ Käse, Tête de Moine
Ebenfalls in Biel bzw. bei Saint-Imier wenige Kilometer entfernt, ist Fromages Spielhofer zu finden. Der Familienbetrieb ist Hersteller und einer der größten Händler des beliebten Tête de Moine.
Bei einer Führung durch deren Käserei lernt man so einiges über die traditionelle Herstellung als auch wie es heute in einem modernen Betrieb aussieht. Käseroboter, die durch die Regale geistern und bei der Käsereifung automatisiert helfen, sage ich nur! Ich finde solche Führungen ja immer enorm interessant.
War mir der Tête de Moine bis zu der Führung nicht wirklich ein Begriff, sind wir heute große Fans davon – besonders vom AOP EXTRA in der schwarzen Verpackung – und haben jetzt so gut, wie immer einen bei uns in der Küche stehen!
Allein die Zubereitung der Käseblumen mit dem Hobel oder der Fleurolle macht das Ganze zu etwas Besonderem, dazu ein kühles Glas Chasselas und die Welt ist in Ordnung.
Genusstour durch Biel
Wer sich etwas Kulinarisches am Abend gönnen und sich dabei führen lassen möchte, dem kann ich die Genusstour von Biel empfehlen. Besucht werden dabei 3 Lokale, welche ohnehin schon zu den beliebtesten Locations gehören.
Erst geht es auf ein Glas Wein – nachhaltig angebauter, Schweizer Naturwein von Anne-Claire Schott wohlgemerkt – in die Bar Sauvage am Brunnenplatz. Zum verkosteten Wein gibt es natürlich einiges an Hintergrundinformationen von deren Sommelière. Tolles Konzept, stylishe Bar und mega nette Menschen.
Gefolgt vom Abendessen im Restaurant ecluse, ein Restaurant mit nicht nur exzellenter Karte, sondern auch einem interessanten nachhaltigen Konzept. Der Restaurant-Manager führt einen persönlich durch seinen Garten. Ein toller Ort mit gemütlicher Atmosphäre!
Zum Abschluss gibt es einen kleinen Verdauungsspaziergang zum Restaurant Lokal, wo bereits ein köstliches Dessert wartet.
Die Genusstour kostet 95,- CHF und wird direkt von Tourismus Biel angeboten. Definitiv mal etwas anderes und eine spannende Idee! Alle 3 genannten Läden lassen sich natürlich auch je nach Vorliebe ganz individuell besuchen.
Schifffahrt am Bieler See & St. Petersinsel
Weniger laufen und dennoch gut unterwegs, das geht am Bieler See, welcher ebenfalls nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt ist. Im Sommer sind dort direkt am Ufer ein Freibad und einzelne Strandbars zu finden, doch das Highlight ist die Bootsfahrt rund um den See mit Zwischenstopp an der St. Petersinsel.
Im Sommer ist auf den ersten Metern so einiges los und es ist recht spannend zu sehen, wie sich die Ausflugsdampfer ihren Weg zwischen den ganzen SUP’s bahnen müssen.
Doch hat man den Hafen hinter sich, geht es entspannt raus auf den See und kann die idyllische Landschaft auf dem Sonnendeck des Schiffes genießen. An klaren Tagen, die wir dank Hitzewelle leider nicht wirklich hatten, gibt es zudem noch ein beeindruckendes Panorama auf die umliegenden Berge.
Es gibt unterwegs mehrere Stopps und zumindest bei der St. Petersinsel sollte man sich dann doch mal von seinem Rivella trennen und ein wenig die Beine vertreten, bis das Schiff einen wieder einsammelt.
Auf der St. Petersinsel lässt sich entweder an einem der Strände entspannen, den ausgeschilderten Wanderwegen folgen oder man besucht für eine kleine Weindegustation das dortige Weingut vom durchaus luxuriösen Klosterhotel.
Das Hotel wurde aus den Ruinen des ehemaligen Klosters wiederaufgebaut und bietet eine einzigartige Kombination aus historischem Charme und modernem Komfort mit eigenem Weinberg gleich nebenan.
Im Innenhof als auch auf der Außenterrasse lässt es sich wunderbar sitzen und die ein oder andere lokale Spezialität kosten.
Deren Wein bzw. überhaupt Schweizer Wein ist ja eher selten bei uns hier in Deutschland zu finden. Recht schade, denn wir sind mittlerweile echt zu einem Fan des erfrischenden Chasselas geworden.
Wanderung durch die Areuse-Schlucht
Wie zuvor erwähnt, waren wir genau zur Hitzewelle im Sommer 2022 in Biel unterwegs und da war eine Wanderung durch eine kühle Schlucht mehr als willkommen. Die Areuse Schlucht ist gut mit der Bahn zu erreichen – in der Schweiz ist eigentlich alles hervorragend mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen – und der Wanderweg ist hervorragend ausgebaut.
Es also eher ein gemütlicher Spaziergang durch eine Schlucht mit steilen Klippen und begleitet von einem tosenden Fluss.
Ein echter Hingucker ist die steinerne Brücke und eine passende, kleine Aussichtsplattform unterwegs, bietet einen wunderbaren Blick auf diese. Je nachdem wie gut besucht es ist, sind hier so manche Instagrammer Fotoshootings zu beobachten, was ja ebenfalls unterhaltsam sein kann.
Die Wanderung startet in Noiraigue, einem kleinen Dorf im Neuenburger Jura und endet am Champ-du-Moulin, einem historischen Mühlengebäude, das heute als Informationszentrum und Restaurant dient.
An verregneten Tagen würde ich den Weg allerdings nicht empfehlen, da es doch oft ausschließlich über glatte Steinwege an steilen Klippen entlanggeht, die dann sicherlich ordentlich rutschig sein werden.
Auf einen Absinth nach Couvet
Ganz in der Nähe von Champ-du-Moulin und dem dortigen Bahnhof ist die Distillery Absinthe Artemisia Bugnon. Dort gibt es nicht nur selbst hergestellten Absinthe, sondern auch unterhaltsame Geschichten zum Ursprung, den Mythen und Sagen rund um die grüne Fee und natürlich geballtes Wissen über die Herstellung direkt vom Distillateur selbst.
Im 20. Jahrhundert wurde die Produktion von Absinth in Europa und anderen Teilen der Welt verboten, aufgrund seiner hohen Alkoholkonzentration und seiner angeblichen Halluzinogenen-Eigenschaften.
Heute gibt es eine wachsende Bewegung, die Absinth als Teil der kulturellen Geschichte und des Erbes von Couvet und der Schweiz feiert.
Aus eigener Erfahrung kann ich empfehlen, den Besuch lieber auf nach der Wanderung zu legen. Sicher ist sicher.
Felsgrat Les Sommêtres zum Doubs
Eine weitere wirklich empfehlenswerte Wanderung zum Fluss Doubs führt über den Felsgrat Les Sommêtres – wo am Gipfel auch eine kleine Schutzhütte (1,079m) steht und einen tollen Ausblick rüber nach Frankreich und Umgebung bietet.
Die Wanderwege zwischen den Freibergen führen recht steil bergab, durch einen dicht bewachsenen, moosigen Wald, und man sollte daher einigermassen trittfest sein. Doch die Höhenmeter lohnen sich und an heißen Sommertagen unbedingt die Badehose einpacken!
Unterwegs gibt es einen beeindruckenden Picknickplatz mit freiem Blick auf die Schlucht und den Fluss. Wir nutzten die dortige Feuerstelle, um uns Fisch mit frischen Kräutern der Umgebung zu grillen. Das perfekte Wanderlunch, würde ich sagen!
Start ist in Le Noirmont mit Ziel am Restaurant Le Theusseret. Wir ließen uns von dort mit einem Sammeltaxi wieder abholen.
Wir sind auch die Etappe 1 der Via Berna von Bellelay nach Tramelan gewandert. Das Hochplateau von Bellelay und seine Alpwiesen sind zwar sehr entspannend, aber jetzt kein wirkliches Highlight der Region. Die Zeit hätten wir dann doch eher für eine Wanderung direkt am Creux du Van, dem Grand Canyon der Schweiz, nutzen sollen. Wir selst wohnen allerdings auch am Berg und sind daher schon etwas verwöhnt.
So haben wir noch etwas für einen nächsten Besuch im Jura & Drei-Seen-Land und wer weiß, vielleicht nehmen wir uns ja einmal die ganze Via Berna vor!
Absinthe & die Altstadt von Neuenburg
Lust auf noch mehr Altstadt, prachtvolle Gebäude und dem größten See innerhalb der Schweiz? Dann unbedingt Neuenburg bzw. Neuchâtel einplanen. Auch hier kann man eine, deutlich längere, Fahrt mit dem Schiff unternehmen und der See ist wirklich riesig!
Oft sind wir hier schon mit dem Zug vorbeigefahren, wenn es für uns Richtung Genf ging. Hätten wir gewusst, welch schmucke Altstadt hier zu entdecken ist, wären wir schon des Öfteren mal für eine Nacht Zwischenstopp ausgestiegen.
Für einen ersten Eindruck nutzten wir das Angebot einer Stadtführung „Neuchâtel à la Belle Epoque“ mit Besichtigung der frisch restaurierten Stiftskirche, die stolz auf einem Felsvorsprung thront und einen herrlichen Blick über die Altstadt und den See bietet.
… und man mag es ja gar nicht glauben, aber die Touristen-Führer haben auch hier die ein oder andere Absinthe Flasche bei den zahlreichen Brunnen in der Altstadt versteckt. Das klare, kalte Wasser ist direkt zur Hand und der Verkostung unterwegs stand daher nichts im Wege.
Der kleine Hafen von Neuchâtel, Ausgangspunkt für längere Schiffstouren – inkl. Bordrestaurant – für alle die eine Pause von der dann doch recht bergigen Altstadt benötigen.
Von hier fahren dann auch Schiffe zu dem dritten See, dem deutlich kleineren Murten See, welcher wie auch der Bielersee über einen Kanal verbunden ist.
Falls du also viel Zeit im Gepäck hast, kannst du auch direkt eine Drei-Seen-Tour buchen!
An,- und Abreise Biel bzw. Neuenburg
Wie erwähnt sind alle Ortschaften wunderbar mit dem Zug erreichbar und nur selten musste mal ein Taxi für eine kurze Strecke genommen werden. Wer nur auf Durchreise ist, der wird die Schließfächer an den Bahnhöfen praktisch finden, welche auch wir ausführlich nutzten. Wer mag schon seinen Wanderrucksack auf eine Schiffstour mitschleppen?
Da Biel hervorragend am internationalen Zugverkehr angebunden ist, bietet es sich als Ausgangspunkt für Ausflüge rund um die Seen an. Von Zürich ist der Bahnhof Bienne in einer guten Stunde schnell zu erreichen.
Conni
Wie lange seid ihr bei der Via Berna von Bellelay nach Tramelan gewandert? Auch wenn es nicht super spannend ist, habe ich mir das bei meinem nächsten Urlaub vorgenommen :-)
Oliver
Hi Conni.
Wenn ich mich recht erinnere, waren es knapp 3 Stunden in einem recht gemütlichem Tempo.
vg, Olli