Weiter geht unsere Tour durch die Kupferschlucht (Barrancas del Cobre) von Mexiko.
Im vorherigen Artikel legten wir bereits die ersten – im Vergleich mit diesem Abschnitt eher weniger spannenden – Kilometer von Chihuahua nach Creel zurück.
Nun geht es bis runter in die kleine Stadt El Fuerte, dem Ende unserer Zugfahrt.
Von Creel zum Aussichtspunkt Divisadero
Doch bevor wir uns wieder in den Chepe Zug setzten, nutzen wir die Möglichkeit einer privaten Tour im Auto zum Aussichtspunkt in Divisadero und weiteren beeindruckenden Stopps unterwegs.
Der Chepe Zug hält zwar auch in Divisadero, damit alle Passagiere einen Blick auf einen Teil der größten Schlucht der Region werfen können, allerdings nur für 15 Minuten.
Zu kurz für solch ein Highlight und wir empfehlen unbedingt einen halben Tag dort vorab zu verbringen! Die Fahrt von Creel mit dem Auto dauert gerade mal 45 Minuten, entlang einer ordentlichen & sicheren Straße, und unterwegs gibt es einige sehenswerte Stopps.
Wer mag kann dort sogar in Thermalquellen eine Runde in schwimmen gehen!
Alternativ geht es auch mit dem lokalen Bus, was zwar deutlich günstiger aber auch schwerer zu planen ist, da die Abfahrtszeiten wohl ganz nach Lust & Laune gehandhabt werden. Auf die Stopps unterwegs müsste bei der Bus Variante dann ebenfalls verzichtet werden.
Die Busse halten alle gegenüber vom Bahnhof in Creel und werfen einen direkt an der Bahnstation in Divisadero wieder raus. Von dort ist es dann nur noch ein gemütlicher Spaziergang bis zum Copper Canyon Vergnügungspark (s.u.).
Unser erster Stopp war jedenfalls eine kleine Überraschung, denn von dieser Schlucht war von der Hauptstraße aus – aufgrund der vielen Bäume – absolut nichts zu sehen.
Wir bogen erst in einen kleinen Feldweg ein und folgten dann einer großen freien Fläche, welche einmal quer durch den Wald und direkt bis zum Rand der Schlucht führte.
Diese Fläche wurde noch vor einiger Zeit vom dort aktiven Kartell als Landebahn für kleine Propellerflugzeuge genutzt, welche so nicht ganz legale Stoffe transportierten. Jetzt liegen in der Mitte der Fahrbahn nur noch dicke Steine und der Weg wird für Touristen genutzt.
Der Blick auf die Schlucht war unglaublich, die Höhe kommt auf den Fotos gar nicht so richtig rüber und unser Guide erzählte uns ein wenig über die Tarahumara Familien, welche noch immer dort wohnen und täglich zig Kilometer über mehrere Stunden den Berg runter und wieder hoch laufen.
Kinder, welche zur Schule gehen, bleiben unter der Woche in einem Wohnheim in der Stadt und kommen nur zum Wochenende hin wieder nach Hause.
Sicherlich ein gutes Training und mit eine Erklärung, warum dieses Volk so gut im Ausdauerlauf ist!
Je näher wir Divisadero und der größten Schlucht kamen, desto spannender wurde die Landschaft welche wir unterwegs bestaunen konnten.
Schon alleine deswegen lohnte sich die Fahrt mit dem Auto!
Als erste Anlaufstelle hatten wir dort das noch recht neue Willkommens Center, welches auf blitzeblank geputzten Glasböden uns direkt mal verdeutlichte, auf welcher Höhe wir uns mittlerweile befanden.
Erinnerte mich ein wenig an unseren Besuch am Grand Canyon Skywalk, welcher auch einen gläsernen Boden hat und ebenfalls ein leichtes Kribbeln im Bauch auslöste!
Im Copper Canyon sind die Betreiber aber direkt einen Schritt weiter gegangen und bauten unter der Aussichtsplattform einen kleinen Kletter-Parkour, für den besonderen Nervenkitzel.
Wem dies noch nicht genug ist, der kann zusätzlich über 7 einzelne Zip-Lines – welche ja anscheinend nirgendwo mehr fehlen dürfen – quer durch die Schlucht gleiten.
… und wem auch dies noch irgendwie zu langweilig rüber kommt und genug Geld in der Tasche hat, der kann sich auch mit 130kmh – auf der schnellsten Zip-Line der Welt – innerhalb von 3 Minuten einmal quer durch den Canyon katapultieren!
Da Chizuru an solchen Orten eh schon ein wenig mit Höhenangst zu kämpfen hat, waren wir mit der im Vergleich dann eher gemütlicheren Seilbahn mehr als zufrieden und der Ausblick war einfach nur unbeschreiblich!
Ziel der 3 Kilometer langen Seilbahn ist ein riesiger Felsen in der Mitte der Schlucht, welcher uns einen 360 Grad Blick auf den Canyon und mehr Fotomöglichkeiten zur Auswahl stellte, als für unsere Speicherkarte gesund war.
Der Fels ist auch das Ziel der ganzen Zip-Lines und rein theoretisch wäre es daher auch als Paar möglich sich entsprechend aufzuteilen. Einer fährt nur die Seilbahn, der andere kommt später über die Zip-Lines nach.
Die Fahrt mit der Seilbahn dauert knapp 20 Minuten und es ist einem frei gestellt, wann es wieder zur Haupt-Station zurück gehen soll.
Der Staat Chihuahua ist auch schon fleissig an der Planung weiterer Attraktionen, wie z.B. einem Sky-Tower und natürlich weiteren Hotels direkt am Abgrund der Schlucht.
Wer nicht auf sein Budget achten muss, der kann sich dort auch jetzt schon eine Nacht im Hotel Mirador gönnen, welches aussieht, als wäre es einfach an die Felswand der Schlucht geklebt.
Ein Zimmer mit kleinem Balkon gibt es für schlappe 200,- Euro die Nacht!
… und damit auch reichlich Touristen in die Gegend kommen, wird demnächst ein neuer Flughafen kurz vor Divisadero eröffnet, was uns dann doch recht überraschte als wir die Baustelle sahen.
Fluglärm in dieser abgeschiedenen & wunderschönen Gegend?
Von der Station der Seilbahn führt ein kleiner Weg direkt am Rand der Schlucht entlang und bis zur Zugstation Divisadero. Natürlich mit weiteren unglaublich schönen Möglichkeiten den Blick auf die schier endlose Schluchten-Landschaft zu genießen.
Cesar, unser Guide & Fahrer, wollte es sich aber nicht nehmen lassen uns vorher noch den balancierenden Felsen zu demonstrieren (hinter mir auf dem Foto zu sehen).
Metertief und schnurstracks geht es rund um den Fels Richtung Tal, dennoch ist eines der Highlights, sich auf genau diesen Felsen zu stellen um ein wenig zu balancieren.
Also immer schön von links nach rechts wippen und dabei in den Abgrund blicken!
Chizuru konnte gar nicht hinsehen, krabbelte schnell zurück in sicheres Gelände – worüber sich Cesar köstlich amüsierte – und ich begnügte mich mit einem Foto auf dem Fels davor.
Die Fotos von mir an den Rändern der Schlucht musste übrigens auch alle Cesar machen, da Chizuru bei so etwas meist nicht in Ruhe hinsehen kann.
An der Zugstation Divisadero stehen tag täglich mehrere kleine Büdchen mit Händlern und Garküchen, welche auf den zwei mal pro Tag dort haltenden Chepe warten und die wohl schmackhaftesten Gorditas Mexikos anbieten. Unbedingt probieren!
Eines der wenigen Gerichte hier, wo auch mal etwas mehr Gemüse mit im Spiel ist …
Mit dem Chepe von Creel nach El Fuerte
Am nächsten Tag ging es dann auch schon wieder weiter. Von Creel in das nächste Pueblo Mágico namens El Fuerte und vorletzte Station auf der Zugstrecke des Chepe.
Dort ein, zwei Nächte zu verbringen ist angenehmer als in der deutlich größeren Stadt Los Mochis, welche so rein gar nichts sehenswertes zu bieten hat.
Die Abfahrtzeit der Chepe Züge mit 2. Klasse Waggons wurden am Bahnhof vorsorglich schon abgeklebt, denn pünktlich waren diese wohl schon seit Ewigkeiten nicht mehr.
So warteten auch wir fast 2 Stunden und ziemlich gelangweilt auf die Ankunft des Zuges ehe es dann wieder los ging.
Wir hatten erneut Glück und konnten uns Sitze auf der linken Seite geben lassen, wobei ich auch bzw. besonders bei diesem Abschnitt der Strecke, die meiste Zeit im Zwischenraum der Waggons am offenen Fenster verbrachte!
Tickets für die Clase económica werden erst im Zug und direkt beim Schaffner gekauft. Der Ticketschalter im Bahnhof von Creel ist anscheinend nur dafür da, um dies den Passagieren mitzuteilen …
Dieser Teil ist von der Landschaft her der sehenswerteste der ganzen Strecke!
Der Chepe schlängelt sich kurvenreich und oft im Schneckentempo durch das Gebirge, klettert von mehr als 2.300 Metern über dem Meeresspiegel runter auf 250 Meter und dies komplett ohne Switchback.
An einer Stelle verläuft die Strecke daher wie in einer Spirale, absolut faszinierend, wenn plötzlich die eigenen Gleise wieder aus dem Fenster zu sehen sind!
Je weiter es runter ging, desto mehr änderte sich auch das Klima.
Benötigten wir am Anfang noch eine Jacke, kletterte das Thermometer nun immer weiter Richtung 30 Grad und wir waren über die Klimaanlage in den Waggons sehr froh.
Im Tal der Canyons, wo sich auch die bekannteren Dörfer Urique und Batopilas befinden, beträgt die Temperatur im Sommer meist mehr als 40 Grad und an jeder Ecke wachsen wieder Mangos und Papayas!
Am Ende der Strecke und kurz vor Sonnenuntergang kamen wir noch an einem größeren See vorbei und so mit den saftig grünen Bergen im Hintergrund mussten wir irgendwie direkt an Roadtrip durch Schottland denken.
Der Bahnhof von El Fuerte ist nicht wie in Creel direkt im Stadtzentrum und ohne fahrbaren Untersatz geht daher nichts. Es warten bei Ankunft des Zuges aber ausreichend Sammeltaxis welche einen für 50,- Pesos am jeweiligen Hotel absetzen.
El Fuerte ist recht klein und übersichtlich, und so ziemlich jedes Hotel liegt zentral und nur wenige Minuten zu Fuß von der Uferpromenade und dem zentralen Platz – dem Zocalo – entfernt.
Fazit
Eine Tour in den Copper Canyon ist ein faszinierendes Erlebnis und wer gerne mit dem Zug unterwegs ist, für den wird die Strecke ein wahrer Traum sein!
In Foren wie Tripadvisor wird oft über die optimale Richtung diskutiert. Ob Start in El Fuerte und hoch nach Creel oder, so wie wir, entgegengesetzt. Meiner Meinung nach macht dies keinen Unterschied, da die meiste Zeit eh am offenem Fenster verbracht wird.
Wir entschieden uns für diese Richtung, da wir später über Los Mochis bzw. Topolobampo mit der Fähre nach La Paz – Niederkalifornien übersetzten.
Antje Zimmer
Hallo Oliver und Chizuru, habt ihr denn einen Übernachtungstipp für El Fuerte für uns? Wir fahren in einer Woche von Creel nach El Fuerte mit dem Chepe und sind schon auf die ganzen Eindrücke gespannt.
Herzlichen Dank, Antje
Oliver
Hi Antje. Wir übernachteten damals im Hotel y Hostel Guerrero. Soweit ich sehe, gibt es das wohl leider nicht mehr. Denke rund um den Zocalo werdet ihr sicherlich fündig. Viel Spaß & genießt diese wunderbare Zugfahrt!
Florian
Krasse Sache! Ich bin zwar auch schon mit El Chepe gefahren, aber von der Extratour wusste ich nix. Meine 15 Minuten in Divisadero waren noch dazu vernebelt. Habe quasi gar nix vom Copper Canyon gesehen ;)
Oliver
Na dann hast Du doch einen weiteren, guten Grund mal wieder zurück nach Mexiko zu reisen. ;)
bg, Olli
Lars
Hallo!
Ein schöner Bericht der mir noch ein paar Ideen für meine Reise mit dem Chepe gibt. In ca. 3 Wochen ist es soweit. Wie seit ihr denn damals von El Fuerte nach Topolobampo gekommen? Ich habe gehört die Strecke soll mit dem Chepe nicht so schön sein. Ich komme spät Abends mit der Fähre in Topolobampo an und überlege ein Taxi nach El Fuerte zu nehmen.
Oliver
Moin Lars,
ganz genau, der Streckenabschnitt ist nicht wirklich spannend und ist schneller per Bus oder Taxi zu fahren. Von El Fuerte nutzten wir den Bus – der hält unterwegs immer wieder mal und sammelt noch Leute ein – und von der Bus Station ging es dann mit dem Taxi weiter zur Fähre.
Viel Spaß & geniesse die Fahrt!
bg, Olli