Ganz egal welchen Reisebericht wir uns bei den Vorbereitungen für Patagonien vornahmen, es wurde immer wieder von einer Trekkingtour entlang des berühmten W-Trails im Torres del Paine Nationalpark geschwärmt.
Absolut zu Recht! Denn obwohl wir erst kurz zuvor Höhepunkte wie einen Spaziergang auf dem Gletscher Perito Moreno oder einer Wanderung zum Berg Fitz Roy erlebten, waren wir von der Natur, die wir im Torres del Paine Nationalpark erleben konnten, einfach erneut geplättet!
Unsere Reisezeit: Ende Oktober 2015
Stationen für die Nacht: Camping El Chileno // Camping Los Cuernos // Camping Paine Grande
Camping mit gewissen Komfort
Die Wege auf dem W-Trail sind lang und zum Teil auch durchaus anspruchsvoll. Über unzählige Kilometer geht es steil bergauf, bergab und je nach Witterung, kann dies echt an die Grenzen der eigenen Kondition führen.
Eine der Besonderheit vom W-Trail sind die komfortablen Refugios, welche Dich unterwegs freundlich empfangen und mit heißen Duschen und Kaminfeuer verwöhnen.
Da dies unsere erste mehrtägige Trekkingtour war und wir uns zu dem Zeitpunkt auch nicht unbedingt als erfahrene Camper bezeichnen konnten, nahmen wir auch gerne die komfortablen Mietangebote der Refugios an.
Bedeutet. Wir mieteten uns für die Nacht im jeweiligen Refugio ein Zelt und bestellten uns für den Abend ein ordentliches, warmes Essen in deren Restaurant.
So blieb es uns erspart das Gewicht eines Zeltes oder auch Gaskocher & Verpflegung mitschleppen zu müssen und kostentechnisch war es immer noch angenehmer, als wenn wir uns direkt ein Bett oder gar Zimmer in einem der Refugios genommen hätten.
Außerdem reichten etwas wetterfeste Kleidung, Frühstück und viel zu viele Snacks schon vollkommen aus, um unsere Rucksäcke für den Weg ordentlich zu füllen!
Bitte beachte: Alles was Du bei den Refugios ausleihen oder nutzen möchtest, solltest Du weit im Voraus reservieren, ganz besonders zur Hauptreisezeit!
Vorbereitung in Puerto Natales
Ausgangspunkt für unsere Tour in den Torres del Paine Nationalpark war das kleine Städtchen Puerto Natales. Dort gibt es so ziemlich alles, was das Outdoorherz begehrt und unzählige Hostels und Hotels verschiedenster Preisklassen.
Wir planten zum Glück gleich ein paar Nächte mehr ein, denn als wir ankamen, tobte noch eine ordentliche Schlechtwetterfront im Park und sorgte nicht nur für schlechte Sicht, sondern auch für Neuschnee!
Für unsere Tour liehen wir uns jeweils einen bequemen Trekkingrucksack und Wanderstock aus, da wir selbst nur mit kleinen Duffel Bags im letzten Jahr unterwegs waren, welche für den Weg dann eher nicht geeignet wären.
Obwohl die bei den Refugios gemieteten Zelte inkl. Schlafsack und Bodenmatte waren, nahmen wir zusätzlich noch unsere eigenen, kleinen Sommerschlafsäcke mit.
Im Nachhinein war dies eine mehr als gute Entscheidung! Denn die Schlafsäcke der Refugios waren definitiv nicht ausgelegt für Temperaturen rund um den Gefrierpunkt, welche uns Nachts im Park dann doch noch erwarteten!
Für das leibliche Wohl besorgten wir uns kleine Orangensäfte, Instant Haferflocken, Milchpulver, Toast etc… zum Frühstück, sowie getrocknete Bananen Chips, hartgekochte Eier, getrocknete Würstchen und ordentlich Süsskrams, als Snack für auf dem Weg.
Insgesamt landete dabei allerdings viel zu viel in unseren Rucksäcken, denn die Abendessen in den Refugios, fielen mehr als üppig aus und wir waren so echt mehr als gut versorgt!
Tag 1: Auf gehts zum Camp El Chileno
Mit dem Bus ging es von Puerto Natales zum Torres del Paine Nationalpark. Die Fahrt dauert um die 2 Stunden, inklusive einer Frühstückspause in einer kleinen, schicken Caféteria.
Gute Gelegenheit vergessene Snacks einzukaufen und sich am offenen Kamin erneut aufzuwärmen!
Bei den letzten Kilometern Richtung Parkeingang kam neben erster Begeisterung für die Landschaft auch etwas Trübsal auf, denn der Himmel war noch immer mit dicken Wolken behangen.
Wenn wir auf eine Sache keine wirkliche Lust hatten, dann bei Kälte & Regen mehrere Tage durch den Park zu stolpern…
Doch am Eingang des Parks, wo sich alle ihr Ticket für den Nationalpark kaufen müssen, gab es aber gleich Entwarnung von den Park Rangern. Das Wetter ist auf dem Weg der Besserung und uns erwarten sonnige Tage!
Enttäuschung dagegen bei all jenen, die sich auf den großen O Circuit – die längere Runde im Park – begeben wollten, denn dieser war aufgrund des starken Schneefalls noch komplett gesperrt.
Beachte: Der Oktober ist gerade erst Saisonbeginn. Neben weniger Bus,- und Katamaran-Verbindungen, muss auch immer wieder mit der Sperrung einzelner Wege und ordentlich Winterwetter gerechnet werden!
Am Hotel Las Torres, kurz hinter dem Eingang des Parks, ging es dann ohne Bus & voller Motivation auch gleich richtig los.
Denn unser heutiges Ziel war nicht nur unser Schlafgemach im Camp El Chileno, sondern auch die Wahrzeichen des Parks. Die Torres del Paine, drei riesige Granitspitzen!
Im Camp Chileno angekommen, machten wir es uns erstmal im beheizten Empfangsbereich gemütlich, bis auch uns ein Zelt zugeteilt und die Gutscheine für das Abendessen gegeben wurden.
Die Zelte stehen dort auf einer kleinen, leicht erhöhten Holzplattform, sehr angenehm bei schlechten Wetterverhältnissen. Schneereste rund um unser Zelt zeugten noch von den Wetterkapriolen am Tag zuvor!
Bestes Wetter bei den Torres
Nachdem wir unser Zeug im Zelt verstauten, machten wir uns auch gleich auf, die letzte Etappe des Tages zu bewältigen. Und diese hatte es in sich!
Denn nach einem eher gemütlichen Weg quer durch einen Wald, wird der Aufstieg zum Aussichtspunkt der Torres del Paine steil, steinig und somit zu einer kleinen Tortur.
Eine große Motivation dabei war der plötzlich aufkommende Sonnenschein. Je höher und näher wir dem Ziel kamen, desto stärker klarte der Himmel über uns auf.
So wurden wir am Ziel von vor blauem Hintergrund stehende Torres begrüßt und konnten diesen Anblick in Ruhe genießen, ehe es zufrieden wieder zurück ins Camp ging.
Die Massen an Wanderern, die sich hier während Hauptsaison schon fast im Wege stehen, fehlten im Oktober zum Glück noch. Ein wirklich großer Vorteil dieser Reisezeit!
So lässt es sich aushalten!
Zurück im Camp freuten wir uns auf ein ordentliches Abendessen und ein erstes Austral Bierchen, um den Tag erfolgreich abzuschliessen.
Tag 2: Auf gehts zum Camp Los Cuernos
Nach einem mehr oder weniger ordentlichem Frühstück, machten wir uns auf unser Camp für die nächste Nacht zu erreichen.
Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein bot sich uns ein fantastisches Panorama auf die schon fast türkisfarbenen Seen und Berge, die aussahen als wären sich mit Puderzucker bedeckt!
Dieser Abschnitt vom W-Circuit ist relativ gemütlich und wir hatten viel Zeit zwischendurch immer wieder mal eine längere Pause einzulegen um die Landschaft zu genießen.
Das Camp Los Cuernos liegt total idyllisch direkt am See Nordenskjöld, mit einem tollen Blick in die Berge und bot erneut mehr Komfort, als wir erwartet hätten.
Heisse Duschen, einen separaten & vom Ofen beheizten Aufenthaltsraum für alle Camper und ein erneut ordentliches Abendessen!
Einzig kleiner Makel auch hier, waren das gemietete Zelt und der Schlafsack. Wäre es noch kälter geworden oder hätten wir unseren zusätzlichen Sommerschlafsack nicht dabei gehabt, hätten wir die Nacht sicherlich kein Auge aufgrund der Kälte zugemacht.
Fantasticosur – der Betreiber der beiden Camps – entschuldigte sich am Ende unserer Tour übrigens dafür & versprach für die nächste Saison beim Mietequipment nachzubessern! Falls jemand von Euch seitdem dort unterwegs war, kann uns ja wissen lassen ob sich wirklich etwas
getan hat.
Tag 3: Valle del Francés und Mirador Británico
Ganz nach dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“ waren wir mit die ersten, die das Camp verliessen und sich auf Richtung Camp Italiano machten. Von dort führt ein Weg hoch ins Valle del Francés und weiter zum Aussichtspunkt Británico.
Dies war eindeutig der härteste aber auch beeindruckendste Abschnitt auf dem gesamten W-Trail!
Immerhin, konnten wir unsere Rucksäcke am Cam Italiano „sicher“ abstellen und mussten so keine unnötigen Kilos mit auf den Weg nehmen.
Während wir uns den Weg über Geröll immer weiter ins Valle del Francés und Richtung Camp Británico suchten, hörten wir regelmäßig ein dumpfes grollen und donnern in der Ferne, welches immer näher zu kommen schien!
Am Aussichtspunkt für den Gletscher Francés folgte die Erklärung. Dort stürzte eine Lawine nach der anderen in die Tiefe und verursachte dabei dieses Getöse! Einfach fantastisch und wir hätten dort, auch wegen des traumhaften Ausblicks, fast zu viel Zeit verbracht.
Weiter ging es durch das Französische Tal, welches an sonnigen Tagen einem mangels schattenspendender Bäume echt zusetzen kann!
Der Anblick der Felswände & schneebedeckten Berge, liess uns dies aber schnell vergessen und wir mussten uns echt zwingen, irgendwann auch mal wieder den Rückweg anzutreten. Denn wir hatten noch einen langen Weg an dem Tag vor uns!
Nächster Stopp: Camp Paine Grande
Am Camp Italiano gibt es leider keine Option sich ein Zelt zu leihen oder bekochen zu lassen und so mussten wir noch bis zum nächsten Camp Paine Grande weiter. Weitere knapp 8 Kilometer entfernt, allerdings ist der Weg auch der einfachste vom ganzen Trail und führt größtenteils leicht bergab!
Leider war dort vor einigen Jahren ein unglaublich schlauer Camper unterwegs, der dachte, zur trockensten Jahreszeit ein offenes Feuer wäre eine ganz tolle Idee.
Folge dieser Dummheit. Kilometerweit säumen nichts als verbrannte, kahle Baumstümpfe den Wegesrand und an so sonnigen Tagen wie diesen, ist Schatten am Weg dadurch echt rar gesät.
Dafür strahlte die Laguna Scottsberg uns mit feinsten Spiegelungen im Wasser unentwegt an!
Im Camp angekommen, dieses mal vom Anbieter Vertice Patagonia betrieben, wartete nicht nur unser Zelt bereits aufgebaut, sondern auch das Abendessen bereits auf uns.
Beim Camp Paine Grande gab es nichts zu meckern. Das gemietete Equipment war bestens und die ganze Anlage ist ziemlich komfortabel aufgebaut & ausgestattet.
Tag 4: Abreise mit dem Katamaran
Den nächsten Morgen liessen wir recht langsam angehen. Erst ein gemütliches Frühstück, dann kurzer Spaziergang entlang des Sees Pehoé zum gleichnamigen Aussichtspunkt und wieder zurück zum Camp, wo wir auf den Katamaran warteten.
Bitte beachte: Im Oktober gibt es nur 1x täglich eine Verbindung mit dem Katamaren auf die andere Seite des Sees, wo der Bus zurück zum Park-Eingang bzw. nach Puerto Natales wartet!
Aufmerksame Leser welche sich schon mit der Route des W-Trails beschäftigt haben werden sich jetzt fragen, fehlt da nicht noch ein Strich vom W auf der Karte? Ja, absolut korrekt. Den sicherlich beeindruckenden Gletscher Grey bzw. seinen Aussichtspunkt ignorierten wir einfach mal!
Nicht nur erlebten wir kurz zuvor bereits ein ordentliches Gletscher-Erlebnis nebenan in Argentinien, sondern hatten wir schlicht keinen Bock mehr einen weiteren Tag im Park bzw. Zelt zu bleiben. Ja, wir hatten etwas Sehnsucht nach einem richtigen Bett & warmen Zimmer.
Wer weiß, vielleicht kommen wir irgendwann wieder und nehmen die große O-Runde, also den kompletten Torres del Paine Circuit in Angriff!
Bei der Rückfahrt mit dem Katamaran über den See bot sich uns zum Abschied ein erneut fantastischer Blick auf das komplette Bergpanorama.
Fazit zum W-Trail
Kein eigenes Zelt oder Verpflegung für den Abend mitzuschleppen war genau richtig für uns!
Wir hatten so deutlich mehr Zeit für die Wege und konnten uns Abends nach einem Bierchen erschöpft ins gemachte Nest werfen, ohne uns um irgend etwas grossartig kümmern zu müssen.
Die sanitären Einrichtungen wie auch Gemeinschaftsräume waren alle Top, wobei ich dazu sagen muss, dass im Oktober auch deutlich weniger Menschen diese nutzen, als zur Hauptsaison.
Generell trafen wir tagsüber auf den Wegen nur wenige Personen und hatten unterwegs daher meist unsere Ruhe. Von uns daher auch ganz klar die Empfehlung, die Hauptsaison im Park nach Möglichkeit zu vermeiden!
Als Unterkunft für Puerto Natales können wir gerne das Patagonia Swiss House empfehlen. Von einem netten Schweizer betrieben, gibt es dort nicht nur bequeme Zimmer, sondern zum Frühstück auch selbst gebackenes, ordentliches Brot und qualitativ gutes Equipment wird dort ebenfalls zu angemessenen Preisen vermietet.
Wir nutzten im Park zum ersten mal Wanderstöcke, die uns besonders bei den steinigen Wegen im Valle del Francés eine große Hilfe waren und seitdem bei bergigen Wanderungen nicht mehr in unserem Gepäck fehlen dürfen!
Gute Infos zum Park oder Einschränkungen wie derzeit im Camp El Chileno gibt es bei den Anbietern der Camps & Lodges.
www.verticepatagonia.com und www.fantasticosur.com
Katie Medini
Wir wollen auch Anfang Oktober kommenden Jahres diese Route machen! Danke für die vielen Tipps :) Ich habe allerdings noch eine Frage: Wo habt ihr euer Gepäck gelassen? In Puerto Natales? Wir sind mit großen Backpacks unterwegs und müssen diese irgendwo zwischenlagern ….Liebe Grüße
Oliver
Hi Katie. Wir buchten uns den Tag zuvor in ein etwas besseres Hostal ein und liessen unser Gepäck dann dort. Bieten die meisten Unterkünfte kostenlos an. Viel Spaß bei der Tour! bg, Olli
Lina & Tom
Da habt Ihr ja echt Glück mit dem Wetter gehabt. Tolle Fotos! Bei uns hats damals so viel gewindet, da wurden die Wege gleich 3x so anstrengend und wir hatten Angst, ob unser Zelt abheben würde.
Oliver
Ja, wobei wir uns besonders beim Abschnitt Richtung Camp Paine Grande etwas Wind gewünscht hätten. Bei uns herrschte absolute Windstille … ;-)