La Paz, die mit Abstand höchstgelegene Grossstadt der Welt welche wir je besuchten, bleibt uns mit ihrer Einzigartigkeit sicherlich für immer in Erinnerung!
Ob nun positiv oder negativ, da bin ich mir immer noch gar nicht so sicher. Fest steht, ein Besuch dieses aus Ziegelsteinen bestehenden Ameisenhaufens lohnt sich allemal und wir waren recht überrascht, wie viel wir an den 6 Tagen die wir dort verbrachten, unterwegs waren.
Erstmal tief durchatmen
Als wir in La Paz ankamen und uns der Bus direkt an einer belebten Straße im historischen Zentrum anstelle der offiziellen Busstation ausspuckte, suchten wir uns erstmal eine ruhige Seitengasse um durchzuatmen und zu checken, wo denn unser Weg Richtung Hotel wohl lang läuft.
Die Sache mit dem Durchatmen war dringend notwendig, denn die ersten Meter führten natürlich gleich mal bergauf und dies bedeutet in La Paz, das um die 3.600 Meter über dem Meeresspiegel liegt, spontane Schnappatmung!
Noch dazu hatten wir in den ersten Momenten leichten Verfolgungswahn, da erst wenige Wochen zuvor ein Bekannter von uns am hellichten Tag und mitten im Zentrum ausgeraubt wurde.
Dies im Kopf und gleichzeitig unser gesamtes Hab und Gut am Körper war natürlich nicht beste Kombination für einen entspannten Start.
Dies legte sich aber zum Glück sehr schnell, denn nachdem wir unsere Backpacks im Hostel verstauten und die ersten – nicht zu wenigen – Eindrücke im Kopf sortierten, fühlten wir uns in all dem Treiben schnell ziemlich wohl und auch keineswegs mehr unsicher.
In La Paz gibt es einfach hinter jeder Ecke etwas zu entdecken bzw. zu beobachten und man könnte Non-Stopp Fotos knipsen.
Wobei wirklich hübsche Ecken in der Stadt ja eher Mangelware sind. Dass hier Geld für aufwändige Restaurationen fehlt, sieht man vielen Altbauten oft mehr als deutlich an.
Trotzdem zog es uns immer weiter durch die Straßen, denn Hauptaugenmerk liegt dort eher auf dem etwas chaotischen Treiben in den Straßen.
Persönliches Highlight für Zwischendurch waren definitiv die Zebras, welche zur morgendlichen Rush Hour dabei helfen die Hauptverkehrsstrassen sicher zu überqueren.
Eine Grundregel für La Paz lautet: Vertraue nicht auf Verkehrszeichen oder Ampelanlagen! Besonders LKW & Minivan Fahrer scheinen in Bolivien echt ein Problem mit dem Erkennen der Farbe rot zu haben…
Per Seilbahn zum Markt in El Alto
Um den chaotischen Verkehr dieser im Eiltempo wachsenden Stadt etwas zu entlasten, wurde 2014 eine erste Seilbahn Linie gebaut, welche das Zentrum von La Paz mit dem ärmeren und noch größeren El Alto oberhalb des Tals (auf 4100 Metern) verbindet.
Mittlerweile gondeln schon 3 Linien durch die Stadt, eine zusätzliche wurde gerade eingeweiht als wir vor Ort waren und in der Planung befinden sich noch weitere 5 Linien.
In der ARD Mediathek findest Du einen netten Beitrag dazu.
Für uns Touristen hat es den praktischen Nebeneffekt, ziemlich entspannt und sicher quer durch die Stadt zu kommen (grüne Linie), sich die Häuserflut mal von oben ansehen zu können und in nur wenigen Minuten bequem nach El Alto hoch zu kommen.
Beim Ticket gibt es noch keinen Touristen-Tarif, was die ganze Angelegenheit mit wenigen Cents je Fahrt auch noch unglaublich günstig macht.
Ein Ausflug zum bekannten & unendlich gross scheinenden Schwarz,- bzw. Flohmarkt in El Alto ist damit deutlich einfacherer & weniger zeitaufwändig geworden.
Falls Du für Dein Reisegepäck noch irgendeinen Ersatz benötigen solltest, dort wirst Du mit etwas Durchhaltevermögen – der Markt ist einer der größten der Welt – sicher fündig!
… und solltest Du Dein Reisegepäck in La Paz oder Umgebung „verloren“ haben, stehen die Chancen gut, es auf einem der Stände wieder zu finden.
Bolivien ist unglaublich günstig
Bolivien ist mit das günstigste Land in Südamerika und dies lässt sich besonders in La Paz so richtig auskosten. Es gibt überraschend viele gute Cafés welche oft auch ordentlichen Kuchen anbieten.
Ideal also für eine Pause Zwischendurch, um einfach mal dem Trubel zu entkommen!
Ein Tagesmenü in lokalen Restaurants gibt es schon für 1-3 Euro. Suppe, Hauptgericht, Nachtisch, so wie wir es schon aus Peru kannten, wenn auch nicht ganz so üppig.
Üppiger wird es dagegen in den teureren Restaurants, welche aber ebenfalls kein Loch in Dein Portemonnaie brennen, selbst wenn Du dir ein ordentliches Steak bestellst und in bester Jack Daniels Sauce am Tisch flambieren lässt.
An Auswahl – auch an internationaler Küche – mangelt es in der Stadt jedenfalls nicht! Vom Japaner, Kubaner bis zum Gourmet Schweizer Restaurant wirst Du alles in der Innenstadt vorfinden.
Ausflugsziele in La Paz
Neben den ganzen kulinarischen Versuchungen gibt es auch einige Ausflugsziele welche in unmittelbarer Umgebung liegen und die Stadt erneut ziemlich einzigartig machen.
Es gibt zum einen das Mondtal (Valle de la Luna), ein trockenes von tausenden Felsen geprägtes Tal, welches direkt am teuersten Bezirk der Stadt anknüpft.
Ein wenig erinnert diese Landschaft an den Bryce Canyon in den USA, wenn auch bei weitem nicht so gross.
Im Valle de la Luna ist es übrigens einige Grad wärmer als in der höher liegenden Altstadt von La Paz und die Sonne wird dich auf dem Rundweg des Parks ordentlich beanspruchen!
Wir kamen dort dick eingepackt an und hätten echt fast einen Hitzschlag bekommen …
Anreise: Den Weg dorthin findest Du am einfachsten mit dem Taxi oder einer MiniVan Tour, welche meistens in Kombination mit einem Ausflug auf den Berg Chacaltaya angeboten werden.
Ziel der Chacaltaya Tour ist eine ehemalige Ski Hütte, welche auf einer sagenhaften Höhe von 5.220 Metern liegt. Vor nicht all zu langer Zeit war dies noch das höchstgelegene Ski Gebiet der Welt!
Das dort aber mal Ski gefahren wurde, lässt sich mittlerweile nur noch an einer stillgelegten Lift Anlage erkennen, da der Gletscher seit 2009 komplett abgeschmolzen ist. Auch wenn Schnee dort im Winter noch fällt, ist die Menge mittlerweile einfach zu gering um noch ordentlich Ski zu fahren.
Der Weg hoch lohnt sich aber dennoch, denn nicht nur ist der Blick auf die Umgebung mehr als beeindruckend – La Paz & El Alto sind im Hintergrund einigermassen gut zu erkennen – auch ist die Fahrt vorbei an einigen kleinen Seen, verfärbt von Mineralien, sehr interessant.
Immer wieder geht es auch an Gruppen wilder Llamas vorbei, die einfach nur drollig aussehen sobald sie die Flucht antreten.
Ein Wort der Warnung. Der Minivan schafft den Weg nicht immer komplett hoch bis zur Ski Hütte. Als wir dort ankamen schneite es wenige Tage zuvor und die Straße war daher noch teilweise blockiert und stark vereist.
Wir mussten also noch ein paar hundert Meter selbst zu Fuß zurücklegen um überhaupt erst bei der Hütte anzukommen. Von dort startet dann der eigentliche Aufstieg, zum höchstgelegenen Aussichtspunkt auf knapp 5.500 Metern Höhe!
Ein paar hundert Meter klingen jetzt nicht sonderlich viel, doch weniger als die Hälfte unserer MiniVan Gruppe schaffte es bis ganz nach oben.
… ok, 3 davon waren von Anfang an schon ziemlich durch, da wir sie am Loki, dem berühmt berüchtigten Party-Hostel von La Paz, aufsammelten.
Aber auch unser Herz war ordentlich am pumpen und wir mussten uns echt zusammen reissen es bis nach ganz oben zu schaffen!
Wem dieser Luftmangel noch zu wenig ist und es eine ordentliche Portion „abenteuerlicher“ mag, der hat in La Paz auch die Möglichkeit einen 6.000er Berg, den Huayna Potosí, sogar ohne jegliche Vorkenntnisse, zu besteigen!
Touren dafür werden, genau wie für die berühmte Abfahrt mit dem Fahrrad auf der ehemals gefährlichsten Straße der Welt, der Death Road, an so ziemlich jeder Ecke im Touristenviertel von La Paz angeboten.
Zu beiden Touren gibt es recht wilde Negativberichte online nachzulesen. Guide betrunken, Guide verschwunden, Ausrüstung vergessen, Ausrüstung zu schlecht oder auch mal Zehen angefroren, Fahrradbremsen defekt etc…
Bei der Wahl eines Tour-Anbieters also nicht vergessen, dies alles ist Bolivien mit gänzlich anderen Sicherheits,- und Qualitätsstandards, entsprechend sorgfältig sollte daher ausgewählt werden!
So oder so, die Death Road ist in meinen Augen ziemliche Augenwischerei & lohnt vielleicht für ein Posing im eigenen Blog, Facebook oder Instagram.
Gefährlich ist da höchstens noch die Qualität mancher Fahrräder, denn grossartigen Verkehr gibt es dort seit der neuen Umgehungsstrasse schon lange nicht mehr.
Das Geld würde ich lieber in ein, zwei Extratouren beim Uyuni Salzsee investieren.
Aussichtspunkte in La Paz
Es gibt aber auch nette Aussichtsplattformen direkt in La Paz, welche Du nicht verpassen solltest um das Ausmass dieser Megastadt mal im Ganzen zu sehen.
Sehr zu empfehlen ist der Mirador Killi Killi, welcher einen rundum Blick auf die ganze Stadt bietet und auch gut zu Fuß vom Plaza Murillo aus zu erreichen ist.
Gegend späten Nachmittag würde ich allerdings eher zum Taxi raten, da die Gegend rundum – wenn auch einer der besseren Stadtteile – dann doch etwas ruhiger wird.
Wobei den besten Blick gibt es jetzt echt in den Seilbahn Gondeln, also nicht verpassen!
Andere Länder, andere Sitten
Übrigens brauchst Du nicht zu erschrecken, falls Du in den Straßen von La Paz – besonders außerhalb des Zentrums – Menschen an einer Laterne aufgehangen siehst.
Dies ist natürlich nur eine Puppe, sozusagen als Warnung für Diebe, welche sonst aufgehangen und verbrannt werden.
Fazit
La Paz ist also durchaus aufregend und im Vergleich wirklich recht einmalig. Ein Besuch sollte daher bei keiner Bolivienreise fehlen und da die Höhenlage nicht zu unterschätzen ist, unbedingt auch ausreichend Zeit dafür einplanen.
Unsere Unterkunft: Hostal Sol Andino
(wunderbare Dachterrasse & Gemeinschaftsbereiche mit rundum Blick)
Anreise: Von Copacabana am Titicaca See mit Diana Tours
(normaler Reisebus, allerdings etwas chaotischer Service da Passagiere zwischen den Firmen in Copacabana hin und her geschoben werden)
weltisa
Voll der schöne Reiseblog! Vor allem als Paar auf Weltreise zu gehen ist doch für viele ein Traum! Viel Spaß noch.. freuen uns auf weitere Beiträge! :)
Oliver
Danke danke, als Paar durch die Welt zu reisen hat in der Tat seine Vorteile! BG, Olli
Reni von Swiss Nomads
Hallo Oliver,
Spannender Beitrag. La Paz steht bei uns auch schon lange auf der Liste und wir hoffen die nächsten Jahre diese Stadt auf eigene Faust zu entdecken. Als ich jetzt so den Beitrag gelesen haben, hätt ich grad Lust ins nächste Flugzeug zu steigen…
Deine Bilder sind super und geben einen super Eindruck von der Stadt und der Umgebung. Wahnsinn wie sich Haus an Haus reiht. Von oben sieht das ganze wirklich wie ein Ameisenhaufen aus.
Viele Grüsse aus Raja Ampat,
Reni
Oliver
Hey Reni,
besten Dank für das Lob, freut mich wenn der Artikel die Reiselust aktiviert. Wenn ich mir die Fotos von Raja Ampat aber gerade so ansehe, wüsste ich auch wo ich bald mal hinfliegen könnte! ;-)
Viel Spaß noch
Olli